Führungsleitlinien in der Bremer Justiz
Die Gesellschaft erwartet von der Justiz die Gewährung von Rechtssicherheit und Gerechtigkeit. Zur Erreichung dieser in einem Rechtsstaat grundlegenden Ziele arbeiten in der bremischen Justiz viele Menschen zusammen.
Die vorliegenden Führungsleitlinien stellen die zusammengefassten Grundsätze und Werte dieses Zusammenwirkens dar. Sie sind kein Gesetz, sondern bilden einen Leitfaden, an den sich zu erinnern immer wieder lohnt. Die Aufstellung beinhaltet der wichtigsten Führungsgrundsätze mit Erläuterungen, die sich an die Führungskräfte in der Justiz richten.
Führungskraft ist jede und jeder, die oder der Verantwortung für andere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter trägt. Die Zusammenstellung gibt ihnen einen Orientierungsrahmen für ihr tägliches Handeln. Die meisten Grundsätze und Werte sind darüber hinaus auch in denjenigen Bereichen der Justiz relevant, in denen nicht die klassischen Hierarchiestufen bestehen. Die Führungsleitlinien richten sich auch an diejenigen Personen, die sich für eine Führungsposition interessieren, sowie an alle Beschäftigten. Für sie soll deutlich werden, welches Grundverständnis von Führung in der bremischen Justiz zu erwarten ist.
Unsere Führungsleitlinien im Überblick
An unserem Verhalten orientieren sich unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Wir sind glaubwürdig, verlässlich und authentisch. Wir kennen unsere Stärken und Schwächen und arbeiten kontinuierlich daran.
Worauf müssen Führungskräfte besonders achten?
- Führungskräfte haben Vorbildfunktion. Ihr Reden und Handeln strahlt auf das Verhalten der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ab und beeinflusst entscheidend das Miteinander.
- Die Vorbildfunktion erfordert ein eigenes Verhalten, wie Führungskräfte es sich von ihren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern wünschen.
Was kennzeichnet Glaubwürdigkeit und Verlässlichkeit?
- Glaubwürdigkeit entsteht durch eine Übereinstimmung von Reden und Handeln. Wer Zusagen macht, muss sie auch einhalten können.
- Verlässlichkeit und Authentizität erfordern ein gradliniges und berechenbares Verhalten, das die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter nicht vor Rätsel stellt.
Was bedeutet das für unsere Führungskräfte?
- Nobody is perfect. Auch Führungskräfte in der Bremer Justiz nicht.
- Sie zeichnen sich aber dadurch aus, dass sie besondere Stärken haben, die in ihrem Arbeitsbereich benötigt und geschätzt werden. Diese gilt es selbst zu erkennen und Gewinn bringend einzusetzen.
- Ebenso wichtig ist es, selbstkritisch zu sein, die Schwächen offensiv anzugehen und sich weiterzuentwickeln.
Unsere Aufgaben als integraler Bestandteil der Gesellschaftsordnung erfordern gemeinsame Zielsetzungen. Wir beachten die Auswirkungen unseres Handelns nach Innen und Außen.
Was heißt das für die tägliche Praxis?
- Bewusstsein für die verfassungsrechtliche Stellung der Justiz in der Gesellschaft haben
- Bedeutung der Justiz nach Außen und Innen hervorheben und repräsentieren
- gemeinsames Selbstbewusstsein entwickeln
- gemeinsame Ziele benennen und auf deren Verwirklichung dringen/achten
- Rücksicht auf die Belange anderer nehmen und einfordern
- Folgewirkungen des eigenen Handelns für andere Bereiche beachten
Welche Anforderungen bestehen an die Führungskraft?
- Sie setzt sich aktiv dafür ein, dass die Bedeutung der Justiz in der täglichen Arbeit angemessen Beachtung findet.
- Sie kennt die Aufgaben und Interessen ihrer Funktionseinheit, sie hat Durchsetzungsvermögen, kann aber auch andere Prioritäten akzeptieren.
- Sie vermittelt den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern übergeordnete Zielsetzungen loyal und überzeugend.
Wir beziehen die Meinung der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter bei unseren Entscheidungen so weit wie möglich ein. Dabei kommunizieren wir respektvoll, eindeutig und klar.
Was kennzeichnet kooperative Führung?
- Die Führungskraft motiviert Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ausdrücklich zum Mitdenken und Mitgestalten.
- Sie schafft ein angstfreies Arbeitsklima, in welchem Anregungen ausdrücklich erwünscht sind.
- Alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sind aufgefordert, ihr Know-How einzubringen.
Wie wirkt sich ein kooperativer Führungsstil aus?
- In der Zusammenarbeit zwischen Führungskraft und Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern wird das Vertrauen gestärkt.
- Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sind auch über die Hintergründe von Entscheidungen umfassend informiert.
Was kennzeichnet transparente Kommunikation?
- Eine klare, verständliche und eindeutige Sprache
- Ein fairer und respektvoller Umgang miteinander
- Führungskräfte, die die Unterstützung ihrer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter durch ein authentisches, also offenes und ehrliches Auftreten erwerben.
Wir sehen gute Leistung und erkennen sie an. Wir fördern die berufliche Weiterentwicklung unserer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter.
Was bedeutet ein wertschätzender, motivierender und den Einzelnen wahrnehmender Umgang?
- Leistung wird eingefordert, gefördert und anerkannt.
- Führungskräfte sind aufmerksam und nehmen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter mit ihren Bedürfnissen wahr.
- Wir loben, wo zu loben ist.
- Besonderes Engagement und herausragende Leistung werden gewürdigt.
- Entwicklungsprozesse müssen gemeinsam angegangen werden.
- Wir schmücken uns nicht mit fremden Federn (und geben Erfolg an die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter weiter).
- Führungskräfte schaffen Möglichkeiten zur Fortbildung und fördern die Personalentwicklung.
Wir treffen jederzeit erforderliche und verbindliche Entscheidungen. Wir verantworten unsere Entscheidungen. Wir gehen Konflikte an und suchen tragfähige Lösungen
Was dürfen die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von Führungskräften erwarten?
- Führungskräfte sind entscheidungsfähig und entscheidungswillig.
- Entscheidungen von Führungskräften sind verbindlich. Führungskräfte haben aber auch den Mut, zu Fehlern zu stehen und Entscheidungen ggf. zu revidieren.
- Führungskräfte sind sich der Konsequenzen ihrer Entscheidungen bewusst und stehen auch im Falle von Widerständen dazu.
Was bedeutet Konfliktfähigkeit für unsere Führungskräfte im Alltag?
- Führungskräfte gehen Konflikten nicht aus dem Weg. Sie erkennen darin eine Chance zur Verbesserung der Zusammenarbeit.
- Sie führen durch einen sachlichen, fairen Umgang mit allen Beteiligten und Argumenten sowie den erkennbaren Versuch eines Ausgleichs widerstreitender Interessen allgemein akzeptierte Lösungen herbei.
- Sie sorgen dafür, dass auch andere Konfliktbeteiligte fair und respektvoll miteinander umgehen.
Als Führungskraft schaffen wir die Grundlagen für eine vertrauensvolle Zusammenarbeit. Wir geben den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern Freiräume für eigenverantwortliche Entscheidungen.
Was bedeutet Vertrauen für uns?
- Eine vertrauensvolle Zusammenarbeit zwischen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern und Führungskräften ist grundlegende Voraussetzung für Arbeitszufriedenheit auf beiden Seiten.
- Vertrauen ist geprägt durch gegenseitige Rücksichtnahme, Achtung und Respekt.
- Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und Führungskräfte ziehen sich auch in kritischen Situationen, bei Konflikten oder besonderen Problemen gegenseitig ins Vertrauen.
Wofür ist Vertrauen wichtig?
- Vertrauen fördert ein faires und angemessenes Miteinander.
- Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und Führungskräfte unterstützen und schützen sich gegenseitig.
- Eine vertrauensvolle Zusammenarbeit ermöglicht dem Einzelnen, sich vorbehaltlos einzubringen.
Was heißt Delegieren?
- Die Führungskraft hat nicht den Anspruch, alle Entscheidungen selbst zu treffen.
- Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter erhalten die Chance, ihren Aufgabenbereich im Rahmen der Möglichkeiten eigenverantwortlich zu gestalten. Dies stärkt die Identifikation mit den Aufgaben und fördert die Arbeitszufriedenheit.
Wir sind für Kritik offen und nehmen sie mit Neugier und Fairness auf.
Was beinhaltet ein offenes und faires Miteinander?
- Führungskräfte hören ihren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern zu.
- Führungskräfte geben Raum und Zeit für Kritikgespräche.
- Konstruktive Kritik wird ernstgenommen und beim Entscheidungsprozess berücksichtigt.
- Führungskräfte stehen für einen ehrlichen, höflichen und respektvollen Umgang miteinander.
Die Rahmenbedingungen der Justiz unterliegen aufgrund der Veränderungen der Gesellschaft einem ständigen Wandel. Im kritischen Dialog begleiten wir diese Prozesse lösungsorientiert.
Was heißt das für die tägliche Praxis?
- ziel- und zukunftsorientiertes Denken
- den verfassungsrechtlich bzw. gesetzlich vorgegebenen Auftrag der Justiz beachten
- Veränderungen der gesamtgesellschaftlichen Anforderungen und Rahmenbedingungen erkennen
- Zeit und Rahmen für Diskussionsprozesse einplanen
- notwendige inhaltliche und organisatorische Veränderungen aktiv unterstützen
Welche Anforderungen bestehen an die Führungskraft?
- Sie ist veränderungsbereit.
- Sie nimmt Veränderungsvorschläge der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sowie Anregungen von außen offen auf und bringt eigene Ideen ein.
- Sie wägt das Für und Wider von Veränderungen ab und wirbt aktiv für notwendige Prozesse.
- Sie tritt motivierend auf.